Monday 23 September 2013

HANMI im Grindel

Die Auszeit ist endlich vorbei! Zugegeben war es keine einvernehmliche Auszeit, vielmehr zwang mich mein Gewissen mich anderen Dingen zu widmen und auch meinen Magen mit sagen wir weniger ansehnlichen Mitteln zu fuellen. Wer sich noch an das Gueldene Glueck erinnert, wird nicht ueberrascht sein, dass ich in Ausnahmezustaenden gerne Brei mit Geschmack esse, um mir die Anstrengung des Kauens zu ersparen. Jeden Tag. Der Abwechslung wegen ersetzte ich aber Kartoffelpuree-Pulver durch Getreide-Babybrei und Erdnussflips durch eingeruehrte nur in Schweden erhaeltliche Marabou-Lakritz-Schokolade. Koestlich.

Fuer die erste richtige Mahlzeit in 4 Monaten sollte es eine gesunde, naehrstoffreiche Lokalitaet sein, um die Hilfeschreie des Koerpers zu daempfen und ihm vorzugaukeln, es gaebe von nun an richtiges Essen. Die Wahl fiel auf das HANMI im Grindel, welches versteckt in einer Seitenstraße liegt, um die Exklusivitaet zu unterstreichen oder die Mietkosten zu senken.

Zen beim Essen.

Man merkt, dass die Inhaber des HAN MIs asiatisch durch und durch sind, denn hier stehen die Speisen, nicht die Dekoration im Vordergrund. Mehr als gedaempftes Licht und dunkle Moebel gibt es kaum zu sehen. Ich fuehlte mich sogleich zuhause, denn dort sieht es genauso aus. Nur ohne Essen.

Wie erwartet gab es kein Brot als Starter, wir sind hier schließlich in Asien. Ich bestellte aufgrunddessen einen Maistee, der seltsam - im positiven Sinne - nach Getreide schmeckte und als fluessiger Brot-Ersatz herhalten musste, da ich sehr hungrig war.


Ein Nahrungsnest.

Vorschlag fuer die Galileo Mystery Redaktion, sofern sie noch besteht: Wie kann es sein, dass eine so koestliche wie auch gesunde, dabei auch frittierbare und damit proportional ungesuendere Spezialitaet wie Dumplings in Europa bei weitem noch nicht die Popularitaet erreicht hat, die sie verdient? Das Prinzip der gefuellten Teigtaschen hat jedes Land fuer sich selbst interpretiert. Das besondere an Dumplings ist dabei das Reismehl und das Garen im Wasserdampf, welches ihnen die ganz typische Konsistenz verleiht. Waehrend sie in den USA an jeder Ecke jedes Chinatowns guenstig als Snack, Lunch oder Dinner erhaeltlich sind, kennt sie hierzulande kaum jemand. Dabei sind sie koestlich und dank Bambuskoerbchen auch noch niedlich.


Mehr ist oftmals mehr.

Die Karte reicht von gekochten, gebratenen, gedaempften Fisch und Fleisch ueber Bibimbap zum Indoor-Elektrogrill. Wir waehlten jeweils zu zweit den Grill mit jeweils marinierten Schweinerippchen, mariniertem Rindfleisch und mariniertem Schweinefleisch, dazu Reis und einem ueppigen Gruenzeugskorb mit Shiso zum Einwickeln des Grillguts.
Zusaetzlich wird eine Auswahl an Vorspeisen gereicht, was mich als Freund der Tapas-Philosophie natuerlich besonders freut. Von links oben:

- Gurkensalat (scharf-sauer)
- Kim Chi
- karamellisierte und eingekochte Kartoffeln
- Brokkoli (scharf-sauer)
- Rettich (scharf-sauer)
- Kraut (scharf-sauer)

Anhaenger des Duos "scharf-sauer" treibt diese Auswahl wahrscheinlich vor Freude die Traenen in die Augen. Ich bin leider meistens kein Freund von Mischungen der Haupt-Geschmacksrichtungen (außer Salz mit Wassermelone und Curry-Zucker mit unreifer Mango), deswegen meide ich auch Ananas im Curry oder Chili und erst recht Wasabi in Schokolade. Die Kartoffeln waren daher das Highlight, vollmundig dank konzentrierter Staerke und mit einem Roestaroma, welches vermuten laesst, der Koch habe sie einen Tick zu spaet vom Feuer genommen. Beabsichtigt, nehme ich an.


Ehemaliges Rind in Streifen.

Das großzuegig beknoblauchte und auch sonst großzuegig bemessene Rindfleisch wird gleich am Tisch zusammen mit Zwiebelringen und Austernpilzen gegrillt, sodass jeder nach Vorliebe sein Fleisch genießen kann. Ich mag es gerne medium auf der einen und roh auf der anderen Seite. Es war perfekt!


Ehemaliges Rind in Scheiben.

Warum sind Kuh-Bestandteile so lecker? Ihr Filet, ihre Schokolade und sogar ihre Brustkorbbestandteile. Fantastisch - waren diese in Sojasauce und geheimen Kraeutermischung eingelegten Rinderrippchen, die mit der beigelegten Schere in mundgerechte Stuecke geteilt werden koennen. Scheren sind wie Dumplings zu Unrecht unterschaetzt, viel praktischer als Messer, besonders beim Akt des Pizza- oder Rippenzerschneidens. Eine scharfe Schere gehoert in jede gut sortierte Kueche.


In der Kanne befindet sich Maistee. Maistee!



FAZIT: Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn viele Landsmenschen im Restaurant essen und zwar so viele, dass es keine hungrigen Verwandten sein koennen, sondern tatsaechliche Gaeste. Dies war hier der Fall und der Eindruck hat sich definitiv bestaetigt, schließlich wird das HAN MI auch von fuehrenden Koreanern empfohlen. Große Portionen guten Essens zu angemessenen Preisen, klare Empfehlung fuer alle, die ihre Geschmacksknospen ueberraschen wollen (derer besitzt der Durschnittsmensch uebrigens 10000).




Hanmi
Rentzelstraße 36
20146 Hamburg

http://hanmi.de/

Grill mit Beilagen: ab 18 €
Fisch- und Fleischgerichte: 13 - 20 €
Bibimbap: 14 - 16 €
Dessert: 4 - 6 €

3 comments:

Anonymous said...

hi. cooler anregender beitrag zum hanmi. zu dem teil bzw. dem foto "ehemaliges schwein" muss ich aber mal nachbohren. ganz sicher dass da nicht "ehemaliges rind" stehen muesste? es sieht aus wie das gericht "LA galbi" und ist eigentlich rinderrippe ....... am guten geschmack aendert sich natuerlich nichts :)

Le Truc. said...

Yeah, ich mag aufmerksame Leser! Danke fuer den Hinweis, ist korrigiert! :)

Anonymous said...

Hi,

wer oder was sollen denn "führende Koreaner" sein??

Beste Grüße,