Friday 29 October 2010

TIBET in Altona.

Liebe Leute, nehmt langsam Abschied von unschoenen Fotos, im Daemmerlicht ohne Blitz aufgenommen, verwackelt, mit einem Bildrauschen, welches jedwedes Magenrauschen uebertoent. Auch wenn rot eine fantastische Farbe ist, muss doch nicht jedes Foto einem roetlichen Gewaber aehneln wie unserem Innersten, welches zwar letztendlich des Fotografierten habhaft sein wird, jedoch das Auge zuvor umso mehr verwoehnt werden muss.

Abschied nehmen kann auch B-Punkt, vom Lernen und Studieren (fuer die Uni). Nach einem grandiosen muendlichen Abschluss am Ende der Welt (aka AK Altona) und anschließendem Sektempfang machten wir uns auf den Weg Richtung TIBET, einem Restaurant auf dem Dach von Altona. Wie alle heimlichen Schaetze dieser Welt liegt auch dieses ein wenig abseits des Trubels, dank eines ortskundigen Kioskbesitzers, der unter ausfuehrlichem Koerpereinsatz eine sehr brauchbare Wegbeschreibung lieferte, fanden wir den gewuenschten Ort.

Willkommen in Tibet, wo Schuhe nicht noetig sind und man sich derer vor der Nahrungsaufnahme entledigt. Da wir als eine mehr als 10-koepfige Gruppe angekuendigt waren, bekamen wir den Platz unter dem schweren Stoffbaldachin im hinteren Teil des Restaurants.

Ein an sich schon vollwertiges Mahl.

Sieht er in seiner weiten Tasse und der unscheinbaren beigen Farbe nicht unglaublich unschuldig aus? Der Salztee mit Butter und Milch glich einem gewoehnlichen Milchcafé, aber noch bevor die Lippen den Tassenrand beruehrten, faedelte sich ein feiner, subtiler Buttergeruch ins Riechzentrum und loeschte kurzerhand die restlichen Sinne aus. Bis der erste Tropfen die Geschmacksknospen beruehrte und eine Explosion hervorrief, die einfach wie genial war: Eine kraeftige Salznote, kombiniert mit dem schweren Aroma frischer, geschmolzener Butter und tibetischem Tee. Sehr voll (an Kalorien), sehr saettigend. Selten habe ich eine derartig gelungene Komposition gegensaetzlicher Geschmacksnoten erlebt.

Das Papadam-aehnliche Brot aus Kichererbsenmehl mit Salsa (offensichtlich ist hier nicht der Tanz gemeint) musste sich daher trotz gelungener Wuerze mit einem Platz in der zweiten Reihe begnuegen.

Ente gut, alles gut.

Im oben zitierten asiatischem Kultfilm wird empfohlen vor dem Genuss einer Ente dem vor sich liegenden und gebratenen Gefluegel nicht nur gut zuzureden, sondern ebenso auf dem Weg zum Munde die nicht mehr vorhandenen Federn zu streicheln und so einen noch besseren Geschmack zu erreichen. Trotz dieses Insiderwissens unterließ ich genannte Aktionen und verspeiste meine Ente in Kokosmilch, Ingwer und Himalayagewuerzen ganz traditionell mit Gabel und Messer (auf Nachfrage haetten wir sicherlich auch Staebchen bekommen).
Es war sicherlich nicht die beste Ente meines Lebens, dennoch pendelt sie sich im oberen Mittelfeld ein. Der Kokosgeschmack nicht ueberdeutlich herauszuschmecken, recht scharf gewuerzt und optional die schaerfste Chilipaste, die mir je unter die Zunge gekommen ist. Sehr ordentlich in Geschmack und Portionsgroeße.

Das Lamm von D-Punkt war dagegen ein wenig zaeh, machte diesen Umstand aber durch eine wunderbar gelungene Kokosmilch-Ingwer-Sauce wett, die trotz gleicher Grundzutaten deutlich anders schmeckte als meine Entensauce.
Konkurrenzlos jedoch stemmte sich in der Saucenkonkurrenz P-Punkts Kokos-Ingwer-Erdnuss-Sauce an die Spitze. Der Preis fuer das sauberste Toepfchen geht daher ebenso an ihn.

Fluid Dessert.

Natuerlich beschlossen wir das Dinner mit einem Dessert. Da ich jedoch ein subjektiver, manipulierender Mensch bin, das Dessert (Molkebaellchen mit Pistazien und Nuessen) gegen des Rest des Essen eher unterdurchschnittlich war, sei es hiermit erst gar nicht erwaehnt und stattdessen auf den Digestíf als Abschiedsgruß des Hauses verwiesen. Letztendlich war es nur Fruchtsaft auf Sirup, aber die Farben! Und wir wissen doch ob des therapeutischen Einsatzes von Farben im Alltag.
Nicht verwunderlich also, dass wir sehr zufrieden das Restaurant in die kalte Hamburgernacht verließen, wo ein Hauch von Tibet in der Luft lag.


FAZIT: Das TIBET in Altona ist ein absoluter Geheimtip fuer alle, denen die orientalische Kueche zu schwer ist, fuer alle, die den Gewuerzen der indischen Kueche muede sind und dennoch auf der Suche nach raffinierten und dennoch leicht-schmeckenden Gerichten sind. Ich betone "leicht-schmeckend", denn leicht ist die angebotene Kueche aufgrund des umfangreichen Einsatzes von Kokosmilch und Erdnuessen nicht unbedingt.

Bei meinem naechsten Besuch - und wie oft suche ich schon ein Restaurant ein zweites Mal auf - werde ich wohl 2 Mal den Salztee und P-Punkts Sauce mit einer Portion Reis bestellen. Und Chilipaste.

2 comments:

Tina said...

Das sieht lecker aus! Da werde ich auch mal hingehen. Ist es denn leicht, dort einen Platz zu bekommenoder sollte man reservieren?

Le Truc. said...

Am Wochenende oder mit einer groeßeren Gruppe reservieren, ansonsten einfach vorbeikommen!