Neulich
lasen beim Cover Poetry Slam (als kleiner Ableger der Kampf der
Kuenste) im Thalia Theater Kuenstler mehr oder weniger interessante
Texte anderer mehr oder weniger interessanter Kuenstler. Vorweg muss
gesagt werden, dass die Stimmung in keinster Weise mit dem Bunker
Slam vergleichbar ist. Waehrend man im Bunker mit vollem
Koerperinsatz einen der unbequemen Plastikstuehle ergattern muss, um
nicht stundenlang im abgedunkelten Raum ohne funktionierende
Klimaanlage stehen zu muessen und mit fortschreitender Stunde einen kleinen Hitzetod stirbt, bietet das Thalia mit seinen dunklen
Holztischen und roten Samtsofas weniger eine Buehnen- als vielmehr
eine gediegene Atmosphaere zum Weinschluerfen und
pseudo-tiefgruendiger Unterhaltung.
Kurz:
Die Stimmung hat es hier schwer. Es mag an der sehr speziellen
Textauswahl gelegen haben (Huesch?! HUESCH?!) oder den fehlenden
Ueberraschungen oder der viel zu hellen Beleuchtung oder
den niedrigen Alkoholpegeln oder der Abwesenheit von Julius Fischer –
es kam einfach keine Stimmung auf. Selbst der wie immer wundervolle
Michel Abdollahi, der zwar voellig uninspiriert seine Moderation
runterspulte, aber selbst im uninspirierten Zustand (und
geschmacklosen Hawaihemd) noch hypnotisierend-faszinierend auf dem
Sofa drapiert war, konnte die Veranstaltung nicht retten. Abgesehen von 2 großartigen Texten von Jan-Philipp Zymny (fuer alle Freunde des surrealen Humors diese Buchempfehlung) eine
Enttaeuschung.
Und
genau deshalb erinnerte mich der Cover Poetry Slam sehr an eine
kleine Baeckerei in New York, ueber die NFT, ein ansonstern sehr
zuverlaessiger Reisefuehrer, schrieb: ““Magnolia Bakery all grown
up.“
Wir
erinnern uns, mit Magnolia Bakery und wiederholten Auftritten in Sex
and the City fing der Cupcakewahn an. Kurz danach wuchsen die
kleinen Cafés mit den bunten Kuechlein wie kleine bunte Pilze
aus dem Boden und Erwachsene wie Kinder schmierten sich das sueße
Frosting ins Gesicht. Magnolia Bakery, DIE Cupcake-Institution, in
verbesserter Form? Zweifelhaft.
Das
Testobjekt war Lady Baltimore:
Diese Kirsche!
Du bist umsonst, deswegen esse ich dich.
Bei
derartiger großer Konkurrenz muss man sich Gedanken machen wie
sich aus der Masse herausstechen laesst. Buttercup entschied sich neben einem absoluten Klischeenamenfuer
IKEA-Moebel, Pappteller und Plastikbesteck.
...
Nichts
gegen IKEA-Moebel, aber Einwegbesteck? Kennt jemand meine Einstellung
zu Plastikgabeln außerhalb Grillpartys mit Einweg-Grills oder
den ersten Tagen in der ersten eigenen Wohnung? Ein Glueck, dass sich
Cupcakes per Hand essen lassen, sonst haette ich den Laden verlassen.
Der
Geschmack war dagegen durchaus OK. Die gemahlenen Mandeln im Teig
sorgten fuer einen feinen Marzipangeschmack, die geroesteten
Kokosraspeln auf dem ueppigen Frosting eine gelungene Kombination mit
den Mandeln. Aber wie immer kariesinduzierend sueß. So sueß,
dass der Koerper nach Genuss selbst eines halben Cupcakes nach einem
halben Liter Wasser verlangt, was uns natuerlich nicht davon abhielt
trotzdem noch den complimentary Red Velvet Cupcake zu probieren.
FAZIT: Natuerlich laesst sich jeder und alles kopieren, China wird mir zustimmen. Aber nur in den seltensten Faellen koennen Kopien dem Original das Wasser reichen. Das gilt nicht nur fuer Wortkunst-Veranstaltungen, sondern auch fuer sueßes Backwerk. Sorry, Buttercup, eure Cupcakes sind OK, aber nicht spektakulaer. Und wenn dies das erwachsene Magnolia sein soll, bleibe ich lieber Kind.
Buttercup Bake Shop
973 2nd Avenue (Between 51st and 52nd Streets)
New York, NY 10022
Cupcakes: 2,50$
Cakes: 25 - 45$
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