Saturday, 15 September 2012

BUTTERCUP BAKE SHOP in Midtown

Neulich lasen beim Cover Poetry Slam (als kleiner Ableger der Kampf der Kuenste) im Thalia Theater Kuenstler mehr oder weniger interessante Texte anderer mehr oder weniger interessanter Kuenstler. Vorweg muss gesagt werden, dass die Stimmung in keinster Weise mit dem Bunker Slam vergleichbar ist. Waehrend man im Bunker mit vollem Koerperinsatz einen der unbequemen Plastikstuehle ergattern muss, um nicht stundenlang im abgedunkelten Raum ohne funktionierende Klimaanlage stehen zu muessen und mit fortschreitender Stunde einen kleinen Hitzetod stirbt, bietet das Thalia mit seinen dunklen Holztischen und roten Samtsofas weniger eine Buehnen- als vielmehr eine gediegene Atmosphaere zum Weinschluerfen und pseudo-tiefgruendiger Unterhaltung.

Kurz: Die Stimmung hat es hier schwer. Es mag an der sehr speziellen Textauswahl gelegen haben (Huesch?! HUESCH?!) oder den fehlenden Ueberraschungen oder der viel zu hellen Beleuchtung oder den niedrigen Alkoholpegeln oder der Abwesenheit von Julius Fischer – es kam einfach keine Stimmung auf. Selbst der wie immer wundervolle Michel Abdollahi, der zwar voellig uninspiriert seine Moderation runterspulte, aber selbst im uninspirierten Zustand (und geschmacklosen Hawaihemd) noch hypnotisierend-faszinierend auf dem Sofa drapiert war, konnte die Veranstaltung nicht retten. Abgesehen von 2 großartigen Texten von Jan-Philipp Zymny (fuer alle Freunde des surrealen Humors diese Buchempfehlung) eine Enttaeuschung.


Und genau deshalb erinnerte mich der Cover Poetry Slam sehr an eine kleine Baeckerei in New York, ueber die NFT, ein ansonstern sehr zuverlaessiger Reisefuehrer, schrieb: ““Magnolia Bakery all grown up.“
Wir erinnern uns, mit Magnolia Bakery und wiederholten Auftritten in Sex and the City fing der Cupcakewahn an. Kurz danach wuchsen die kleinen Cafés mit den bunten Kuechlein wie kleine bunte Pilze aus dem Boden und Erwachsene wie Kinder schmierten sich das sueße Frosting ins Gesicht. Magnolia Bakery, DIE Cupcake-Institution, in verbesserter Form? Zweifelhaft.

Das Testobjekt war Lady Baltimore:


Diese Kirsche!



Du bist umsonst, deswegen esse ich dich.


Bei derartiger großer Konkurrenz muss man sich Gedanken machen wie sich aus der Masse herausstechen laesst. Buttercup entschied sich neben einem absoluten Klischeenamenfuer IKEA-Moebel, Pappteller und Plastikbesteck.

...

Nichts gegen IKEA-Moebel, aber Einwegbesteck? Kennt jemand meine Einstellung zu Plastikgabeln außerhalb Grillpartys mit Einweg-Grills oder den ersten Tagen in der ersten eigenen Wohnung? Ein Glueck, dass sich Cupcakes per Hand essen lassen, sonst haette ich den Laden verlassen.

Der Geschmack war dagegen durchaus OK. Die gemahlenen Mandeln im Teig sorgten fuer einen feinen Marzipangeschmack, die geroesteten Kokosraspeln auf dem ueppigen Frosting eine gelungene Kombination mit den Mandeln. Aber wie immer kariesinduzierend sueß. So sueß, dass der Koerper nach Genuss selbst eines halben Cupcakes nach einem halben Liter Wasser verlangt, was uns natuerlich nicht davon abhielt trotzdem noch den complimentary Red Velvet Cupcake zu probieren.


FAZIT: Natuerlich laesst sich jeder und alles kopieren, China wird mir zustimmen. Aber nur in den seltensten Faellen koennen Kopien dem Original das Wasser reichen. Das gilt nicht nur fuer Wortkunst-Veranstaltungen, sondern auch fuer sueßes Backwerk. Sorry, Buttercup, eure Cupcakes sind OK, aber nicht spektakulaer. Und wenn dies das erwachsene Magnolia sein soll, bleibe ich lieber Kind.




Buttercup Bake Shop
973 2nd Avenue (Between 51st and 52nd Streets)
New York, NY 10022


Cupcakes: 2,50$
Cakes: 25 - 45$

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