Friday, 22 February 2013

KOERRI SPEISEKONTOR in der Innenstadt

Flammkuchen - die Pizza des Bildungsbuergers.
Flammkuchen - die Pizza fuer Figurbewusste.
Flammkuchen - die kultivierte Schwester der Pizza.

Wie man es dreht und wendet, Flammkuchen ist einfach eine feine Sache, auch ungedreht und ungewendet. Bisher assoziierte ich Flammkuchen stets mit dem Weihnachtsmarkt. Das ist ja mehr ein Snack als eine richtige Mahlzeit. Da es die Flammkuchen schon lange in die Restaurants dieser Welt geschafft haben, zogen wir los, um einen solchen zu testen. Ort des Geschehens war der KOERRI SPEISEKONTOR direkt in der Innenstadt.

Die Einrichtung des Restaurants gefiel mir schon beim Eintreten: Dunkle Moebel, warmes Licht, viele Pflanzen, kein unnoetiger Schnickschnack und tagsueber sicherlich eine gute Location zum Menschenbeobachten.

Highlight und Namensgeber ist die nackte Currywurst namens Koerri, die ohne Darmhuelle als Steak mit der hauseigenen Koerri-Sauce serviert wird. Die Speisekarte umfasst ansonsten Suppen, Salate, Fleisch- und Fischgerichte und Flammkuchen, den wir heute testen wollten (Begleitung ist Pescetarier), in deftig oder sueß in jeweils klein oder groß. Der Flammkuchen "Gourmet" (von allem etwas) nimmt einem dann auch jegliche Entscheidungsunfreuden ab, meine Begleitung waehlte einen Flammkuchen mit Raeucherlachs, Spinat und Kaese. Beide natuerlich in manischer Fressgier in groß.

Das Tote Meer, wenn es ein Flammkuchen waer'.

Die Flammkuchen wurden dermaßen schnell serviert, dass es schon wieder fast verdaechtig war. Riesig groß lagen sie auf dem Holzbrett vor uns, mundgerecht geschnitten und bereit zum Verzehr.

Im Uhrzeigersinn beginnend bei 13 Uhr:

- Raeucherlachs mit Spinat und Kaese
- Spinat und Feta
- irgendwas mit Bacon
- Caprese
- Thunfisch und Oliven

Nun lag er so schoen appetitlich angerichtet vor mir, stellte sich aber leider schon beim ersten Bissen als ueberaus unangenehme Ueberraschung heraus: Salz. Zuviel Salz. Salz ueberdeckt Geschmack und betaeubt Geschmacksfasern. Was bei den Caprese-Stuecken noch ertraeglich war, bewegte sich durch zusaetzliches Salz im Feta, Thunfisch, Speck, Lachs und Oliven an der Grenze der Schluckbarkeit, es fuehlte sich an, als wuerden sich meine dehydratisierten Lippen nach innen stuelpen. Zurueckgehen lassen oder nicht zurueckgehen lassen, war hier die Frage.

Den Kellner darauf angesprochen wurde umgehend angeboten einen neuen Flammkuchen zu servieren oder ein Getraenk auf's Haus zu erhalten. Der Flammkuchen war nun schon zum Drittel angefressen, ich entschied mich fuer das Getraenk und machte die Entdeckung des Abends, das war Schicksal (s.u.)!

Meiner Begleitung schien der hohe Salzgehalt nichts auszumachen und auch meine Salzrezeptoren adaptierten sich erstaunlich schnell. Dennoch entschuldigte ich mich innerlich bei meinen Nieren, auf die eine Menge Arbeit wartete und unterstuetzte ihre Arbeit mit mehreren Flaschen Pirlo, einer Art mit Johannisbeersaft gemischtem alkoholfreiem Cider. Dass Fußballspieler jetzt auch durch Kaltgetraenke gehuldigt werden ist mir neu, aber Pirlo bewahrte mich vor der drohenden Blutdruckkrise wie er einst die Italiener vor dem Viertelfinal-Aus bewahrte.
Mit Pirlo ließ sich sogar der Salzkuchen einigermaßen genießen und ich war erstaunt wie satt ein so leicht daherkommendes Gebaeck machen kann.


FAZIT: Der Service war in der Tat sehr entgegenkommend (dennoch mir persoenlich ein wenig zu schmierig), der Flammkuchen leider voellig uebersalzen. Der große Flammkuchen ist alleine genossen zwar machbar, wer aber nicht an die Uebelkeitsgrenze moechte, bestellt sich lieber einen kleinen Flammkuchen oder teilt (auch, wenn das beim Essen schwerfaellt). Das naechste Mal wird defintiv die/der/das Koerri getestet!
Die Entdeckung des Abends blieb jedoch Pirlo, welches ich bisher noch nicht im ueblichen Supermarkt finden konnte. Bitte bestellen, liebes REWE!




Körri Speisekontor
Springeltwiete 2
20095 Hamburg
http://www.koerri-deutschland.de/

Koerri (mit Beilagen): 8,50 €
Flammkuchen (klein): 4,50 - 6 €
Flammkuchen (groß): 6 - 10€
Dessert: ab 5 €
Wein: ab 4 € / Glas

Friday, 8 February 2013

CAFÉ LEONAR am Grindelhof

Manchmal vernachlaessigt man ja voellig unbewusst Dinge im Leben (ich habe einen Blog?). Was in Bezug auf Menschen ganz gezielt Anwendung findet, war in diesem Falle schlicht der Tatsache geschuldet, dass ich die letzten Wochen dank Stress nur Junk-Food und Berge von raffiniertem Zucker magersuechtig war (Hirn, warum willst du keine Moehrchen?).

Ach, ich habe ja einen Blog! Ach, ich wollte ja schon immer im Café Leonar essen gehen!

Sogar das Besteck ist hier schoen.

Das Café Leonar schließt sich an den Juedischen Salon an. Oder umgekehrt, je nach kulinarischem oder kulturellem Blickwinkel. Nach einem gehaltvollen intellektuellen Drei-Gaenge-Menue in Form von Lesung, Diskussion und verbalem Totschlag lassen sich anschließend ueber gutem Essen und Wein die Meinungsverschiedenheiten begraben oder die Feindschaft vertiefen. Alles erscheint schoener bei/nach einem/mehreren koscherem Glaeschen/Flaschen Wein!

Als Vor- oder Hauptspeise wird eine Auswahl juedisch-orientalischer Salate angeboten, die entweder einzeln oder in 3/5er Kombination mit Weißbrot serviert wird.


Mezze-Blume.

Im Uhrzeigersinn beginnend bei 12 Uhr:

- Hummus
- Marokkanischer Moehrensalat
- Tabouleh (Bulgur)
- Labane (Joghurt mit Olivenoel und Satar)
- Babaganush (Auberginendip)

Der Hummus war saemig und aromatisch, den Rest habe ich nicht probiert.

Auf Empfehlung entschlossen wir uns fuer Gerührte Polenta mit geröstetem Hokkaidokürbis und Ziegenkäsesauce.


Diese Farben!


Polenta & Ich: Vollkommen geruehrt.

Was war dieses Essen schoen! Diese Farben, diese Textur. Die Polenta war von einem Ziegenkaesen-Saucen-See umrahmt und mit einem kleinen Strauß frittierten Gruenzeugs und haarduenn gehobelten Wurzelgemuese auf knusprig geroestetem Hokkaido-Kuerbis garniert.

Ich bin nicht unbedingt Fan von Maisgrieß, aber diese Polenta war so herrlich cremig, ich kann mir nicht vorstellen wie viele Kuehe ihre Milch fuer die Liter an Sahne hergeben mussten. Die Sauce mit dem unverwechselbaren Ziegenkaese-Geschmack, war zwar intensiv, ueberdeckte die zahlreichen Aromen jedoch nicht. Das Gruenzeug ließ sich aufgrund des typischen "frittierten" Geschmacks, der Petersilie wie Kartoffel wie Snickers schmecken laesst, leider kaum identifizieren. Ich vergaß nachzufragen, da das Highlight ohnehin unangefochten die Kuerbisstuecke, die reichlich gewuerzt und knusprig gebraten inmitten der Polenta-Insel lagen und einfach nur "existierten". Wenngleich mit kurzer Lebensspanne.

Der einzige Kritikpunkt: Dieses Gericht war aeußerst großzuegig gewuerzt. Zusaetzlich zum von Natur aus salzigem Ziegenkaese, bewegte sich das Ganze stark an der Grenze. Gluecklicherweise ließ sich dieser Umstand durch erhoehten Brotkonsum nicht nur ertragen, sondern gar verbessern!

Eine Frage bleibt jedoch offen: Laesst sich Polenta OHNE Ruehren zubereiten?


Ein Gemaelde.

Die Auswahl an Desserts laesst sich leider gar nicht als Auswahl bezeichnen, da sie sich auf Im Weinteig ausgebackene Banane mit Karamell-Butter und Melonen-Salat und wechselnden Kuchen beschraenkte.
Welch Zwickmuehle: Ich beende nie ein gutes Essen ohne Dessert, aber ausgebackene Banane faellt unter die Kategorie der niemals im Restaurant bestellten Desserts und Kuchen ist fuer mich Grundnahrungsmittel und kein Nachtisch.


Banane & Melone

Wie dem Photo entnehmbar, waren sowohl Wille als auch Fleisch schwach. Und beide bereuten es nach dem ersten Bissen. Der Melonensalat entpuppte sich als gewuerfelte Melone mit einem Spritzer Zitronensaft und Puderzuckerdecke. Die Banane...es gibt einfach Dinge im Leben, die sollte man Asiaten und ihren Schnellimbissen ueberlassen.

[Der Kirsch-Streuselkuchen unspektakulaer, der Schokokuchen mit Teig-Ganache-Ratio von 1:5 als Abschluss eines Abendessens schlicht zu maechtig.]


FAZIT: Zwar truebt das Dessert ein wenig den Gesamteindruck, dennoch bleibt das Café Leonar eine aeußerst positive Ueberraschung. Als zudem am spaeteren Abend Live-Jazz erklang...was soll ich sagen? Es koennte sein, dass ich nach all' den Jahren endlich mein Stammlokal gefunden habe.

Ob fuer ein gutes Essen mit Freunden, Geschaeftsessen oder einfach nur ein Glaeschen Wein in netter Atmosphaere - das Café Leonar bietet diese wunderbar unpraetentioese Gemuetlichkeit, die so vielen Restaurants in Zeiten des erzwungenen Individualismus fehlt.




Café Leonar
Grindelhof 87
20216 Hamburg

http://www.cafeleonar.de/

Mezze: 4 - 8 €
Vorspeise: 6 - 8 €
Hauptgericht: 11 - 16€
Dessert: 3 - 6 €
Wein: ca. 4€ /Glas