Thursday, 25 April 2013

BODEGA CASTELLANA am Rotherbaum

Fuer entscheidungsunfreudige und/oder fress(neu)gierige Menschen sind Tapas ein Segen: ein bisschen von allem und meist halten sich durch die bloße Menge, gute und schlechte Gerichte dahingehend die Waage, dass man in der Kombination zu dem Entschluss kommt, dass es ein gutes Essen war (außer im Tapamé, dort kann man sich geschmackstechnisch nichts mehr einreden).

Die BODEGA CASTELLANA wird mittlerweile zwar am gleichen Standort, aber unter anderem Namen gefuehrt (der mir entfallen ist). Vielleicht hat es sich rumgesprochen, vielleicht hat es sich auch nicht rumgesprochen, aber soweit ich sehen konnte, waren wir die einzigen Gaeste und blieben es bis zum Verlassen. Eine Privatkellnerin ist auch mal was Schoenes, ich taufte sie innerlich auf den Namen Maria Juana.

Auf Maria Juanas Empfehlung bestellten wir den gemischten Tapasteller, der fuer jeweils 2 Personen ausreichend sollte, einmal vegetarisch, einmal mit Fleisch und nahmen damit billigend in Kauf, dass einer von uns im Anschluss dem Doenermann einen Besuch wird abstatten muessen.

Gedaempftes Licht hat oftmals eine gemuetliche, heimelige Wirkung, gut fuer die Atmoesphaere, Teint und Stromrechnung, ganz schlecht fuer jegliche Photos. Daher sitze ich, wenn immer es geht und besonders jetzt da die Tage laenger werden, stets in Fensternaehe. Blitzlicht ist der Erzfeind eines jeden Photos, jedesmal grausam anzuschauen auf voellig ueberbelichteten Partyphotos und nahezu unertraeglich bei Makroaufnahmen.

Da wir sozusagen im Bauch der Grotte saßen und ich kaum die Gesichter meiner Gegenueber erkennen konnte, eroeffnet sich nach all den Jahren endlich die Moeglichkeit die Worte zu aeußern, mit denen Heidi Klum unzaehlige kleine Maedchen zum Weinen brachte:

Ich habe heute leider kein Photo fuer dich.

Phantombild.

Die Tapasplatten kamen sehr schnell an den Tisch. Dennoch ungewoehnlich, dass im Vorfeld nicht das obligatorische Brot mit Aioli gereicht wurde.

- Guacamole: OK
- Tomaten-Kraeuter-Oel-Dip: OK

- Yucca-Pommes mit Kraeuterdip (links hinten) waren gemaeß der Frittier-Regel sehr schmackhaft, allerdings fehlte mir ein wenig dieses erdige Aroma, welches Yucca von Kartoffel trennt. Vielleicht waren es auch einfach sehr dicke Kartoffel-Pommes mit Kraeuterdip, zumindest macht Whole Foods bessere Yucca-Pommes.

- der Chickenwing (Singular! und ganz offensichtlich links vorne im Bild) mit Honig-Senf-Sauce war OK, auch, wenn die Sauce an sich eher amerikanisch, denn portugiesisch anmutet und ich von einer Tapasplatte fuer 2 Personen zumindest 2 Fluegel erwarten darf?

- Rinderfilet (von frittierter Kochbanane ueberdeckt): ein kleines, aber feines Stueck Fleisch.

- eingelegte Champignons und Paprika: nicht probiert, weil am anderen Ende des Tisches gelegen.

- Polenta-Toertchen: waren nicht nur optisch (rechts hinten), sondern auch geschmacklich das Highlight. Vegetarisch: mit Tomatenpaste; Fleisch: mit Fleisch.

- frittierte Kochbanane (nicht zu uebersehen) war mir bisher nur aus der afrikanischen Kueche bekannt (und dort ein absolutes Geschmackserlebnis). Hier praesentierte sie sich als handtellergroßer (mit gespreizten Fingern!) Riesenchips, der geschmacklich an einen sehr massiven Kartoffelchips erinnerte, mit einem Nachgeschmack, der schwer zu definieren war. Kochbanane nehme ich an. Aufgrund der exorbitanten Groeße muss es sich um ein Konglomerat von frittierten Kochbanenenstuecken gehandelt haben.

- Chorizo (die erkennt man ja wohl!): ich esse keine Wurst, aber sie war aufgeschnitten wie ein Oktopus, superb!


FAZIT: Solide Tapas, die nicht nach aufgewaermter Tiefkuehlware schmeckten. Lobend wird Fleisch, Polenta und ganz besonders Chorizoktopus erwaehnt, Abzuege fuer das nicht-gereichte Brot. Dieser Umstand wurde jedoch mit einem abschließenden Schnaps aufs Haus wieder wettgemacht. Fuer ein leichtes Abendessen und als Staerkung vor einem im Nachhinein glorreichen Fußballspiel, jederzeit einen Besuch wert.




Bodega Castellana
Schlueterstr. 79
20146 Hamburg

Dieses Restaurant hat keine Webpraesenz!

Tapas: 4 - 8 €
gemischter Tapasteller: 10 €
Wein: 3,50 € / Glas

Wednesday, 10 April 2013

HIN & VEG in der Schanze

Was zeichnet einen guten Doener aus? Fuer gewoehnlich ist das Brot nicht mehr allzu frisch, das Gemuese Stunden im Voraus vorbereitet und damit praktisch vitaminfrei und beim Fleisch lassen wir uns vom naechsten Lebensmittelskandal ueberraschen. In der Kombination wiederum ist ein Doener wohl eines der schmackhaftesten Snacks, dessen Geschmack sogar noch proportional zum Promillepegel steigt.

Weil Jim's Burritos mal wieder uebervoll war und der Hunger uns die Kraft raubte mehr als 20 weitere Schritte zu taetigen, sahen wir uns gezwungen in ein Restaurant zu gehen, welches – ich kann es kaum ausschreiben – vegetarisch/veganes Essen anbietet.

Nachdem auf Fett und Kohlenhydrate schon seit Jahren eine erfolgreiche Hexenjagd gemacht wird, musste nach den letzten Skandalen das Fleisch verbannt werden. Was gibt es noch verdammenswertes in unserer alltaeglichen Nahrung, fragten sich nun die Ernaehrungs-Trendsetter und strichen in einem Anfall von Kreativitaet schließlich alle tierischen Produkte von ihrer Liste und ersetzten sie durch Sojamilch, -paste, -bohnen, -creme, -fleischersatz, -joghurt und den Geschmack durch Nichtgeschmack.
Mal sehen wie lange es noch bis zum Eklat der undeklarierten genmanipulierten Sojabohnen dauert.

Das Restaurant/Imbiss ist schlicht eingerichtet, man bestellt gleich an der Theke von der abwechslungsreichen Speisekarte. Begleitung waehlte ein Kichererbsen-Gericht und ich einen Seitan-Doener. Verrueckt!

Farbenfroh war es allemal.


Es sieht so...gesund aus.


Der Doener war gar nicht schlecht. Er schmeckte zwar nicht nach Doener – Soja kann auch mit Massen von Glutamat versetzt einfach nicht nach Fleisch schmecken - aber die relative Geschmacklosigkeit des Tofus wurde durch eine sehr ordentliche Prise Salz maskiert. Ebenso war die Sauce auf Sojamilch-Basis wuerzig schmackhaft und das Brot frisch.
Allerdings war die Portion recht klein. Ich war versucht ein veganes Tiramisu zu bestellen, aber das waere einfach zu verrueckt gewesen.


FAZIT: Ein nettes Restaurant fuer unsere vegetarischen und veganen Bessermenschen und die, die es werden wollen. Ich fuer meinen Teil bin kein Anhaenger der ernaehrungstechnischen Selbstkasteiung und bleibe daher doch lieber bei meinem Gammelfleisch-Doener.




Hin & Veg
Schulterblatt 16
20357 Hamburg

http://www.hinundveg.de/

Hauptgerichte: 6 - 10€
Seitan-Doener: 6 €

Wednesday, 3 April 2013

PEACETANBUL im Karoviertel

Peacetanbul - ein Restaurantname, der mich zu 1000 % abhaelt dieses zu besuchen. Es sei denn ich bin gerade in der Gegend, habe exorbitanten Hunger, sehe daher den Restaurantnamen nur in verschwommenen Zuegen und uebertrete mit letzter Kraft die Tuerschwelle.

Oder ich bin gewohnt prinzipienuntreu und lasse mich ueberreden.

Der erste Eindruck war...verwirrend. Glassteinchen und Spiegelscherben an den Waenden, bemalte Tische, gedaempftes Licht, da ein Pflaenzchen oder war es eine Fata Morgana, ein Lammfell zum Draufsetzen, ein Lammfell mal einfach im Raum ausgelegt, es war derartig durcheinander, dass mir schwindelig wurde - ein Negativbeispiel fuer Unruhe im Raum.

Die Speisekarte kam in alten Vinylcovern daher und war relativ uebersichtlich und leider wieder mit unzaehligen koerperlich nahezu unertraeglichen Wortspielen à la Peaceburger oder Milchreis mit Peacetazien uebersaet. Schon mal 2 Gerichte, die ich nicht bestellen werde.

Da der (mein) Hunger nicht allzu groß war entschieden wir uns zu viert fuer die groeßte der Vorspeiseteller und zusaetzlich, nicht fuer mich, 2 Peaceburger mit Hacklava, einem mit Schafskaese beigemengten Rindfleischpatty.

Sonne ueber Hamburg.


Der Vorspeisenteller war ein Bild von einem Bild von einem Vorspeisenteller. Fast schon zu schade, um die Harmonie zu zerstoeren, aber dann auch wieder zu triebgesteuert, um nur vom Anschauen satt zu werden. Die kleinen Schaetze wurden mit teilweise warmen koestlichen, aber auch mit steinharten Brot serviert - ganz im Sinne der Hui-Hott-Einrichtung. Sicher identifiziert wurden:

- Hummus
- Rote Beete Mus
- Kartoffelsalat tuerkischer Art
- Bulgur
- Joghurt-Kraeuter-Dip
- Tomatenmus
- ...und eine unglaublich leckere, weiße, reichhaltige Creme, die unidentifizierbar war.

Was uns zum groeßten der Kritikpunkte bringt: der Service. War der Kellner bekifft? Retardiert? Oder einfach nur ein Hipster ohne Nerdbrille? Diese absolut aufgesetzte Laessigkeit, diese unbegruendete Arroganz, dieses Gebilde, welches den Fake aus allen Poren verspruehte, war der mir wohl am schnellsten unsympathisch gewordene Mensch, der mir seit langem begegnet ist. Der mich sogar davon abhielt nach der Zusammensetzung oder zumindest der Hauptzutat der Weißen Engelscreme zu fragen, weil ich und wir alle darauf bedacht waren moeglichst wenig Augen- bzw. denn Wortkontakt mit ihm aufzunehmen. Was nicht sonderlich schwierig war, da er mehr durch Abwesenheit glaenzte und sich auch mit dem Servieren der Getraenke und Speisen reichlich Zeit ließ. Oder ganz vergaß, je nach aktuellem Gemuetszustand des werten Herrn.


Sofort - Wortbedeutung nachschlagen.



FAZIT: Das Essen war ausgezeichnet, von Vorspeisenteller, ueber Hamburger bis zum XL-Habibi Salat. Der Service dagegen unterirdisch. Selbst beim Fazit kann man hier nicht zur Ruhe kommen.




Peacetanbul
Karolinenstr. 14
20357 Hamburg

Dieses Restaurant hat keine Webpraesenz!

Vorspeisen (groß/groeßer/am groeßten): 8 - 15 €
Burger: 6 - 8 €
XL-Salat: 8 €